Menschlichkeit im Krieg
Bei aller Unversöhnlichkeit, die die Verantwortlichen im Zweiten Weltkrieg von ihren Soldaten verlangten, gab es doch immer wieder Beispiele von Menschlichkeit. Dafür steht die wahre Geschichte, die Alexandr aus Welikije Luki erzählt:
1989 bekam Alexandr völlig überraschend einen Brief von dem Deutschen Georg Scheibel, der während des Krieges als Angehöriger einer Nachrichteneinheit in der Stadt stationiert gewesen war. In der Zeit, als Welikije Luki nahezu pausenlos bombardiert wurde, hatte er zusammen mit einheimischen Frauen, Kindern und Greisen Zuflucht im Keller der Schule Nr. 8 gesucht. Fünf Tage mussten sie ohne Essen und Wasser aushalten, bis sie von russischen Sodlaten befreit wurden. Georg Scheibel wurde gefangen genommen und gut behandelt. Die Menschen von Welikije Luki sprachen gut von ihm, da er ihnen manches Mal geholfen hatte und dabei ein hohes Risiko für sich selbst eingegangen war.
Dies aber ist nur ein Teil der Geschichte. Denn Georg Scheibel half Alexandr, eine deutsche Bauernfamilie ausfindig zu machen, die während des Krieges den russischen Jungen Wladimir Kremnew im Tausch gegen Schnaps und Speck aus einem Konzentrationslager “freigekauft” und wie einen eigenen Sohn aufgenommen hatte. Wladimir kannte weder Familienname noch Wohnort der Familie, die ihm das Leben gretett hatte, wusste nur, dass der Name des Wohnortes mit “R” begann. Außerdem waren ihm noch die Vornamen der Kinder in Erinnerung, die ihn als ihren Bruder betarchtet hatten.
Dank Alexandr und Georg Scheibel gelang es Wladimir, Jahrzehnte nach dem Geschehen den Kontakt zu seinen deutschen “Geschwistern” aufzunehmen.
Kommentare
Heute, zwei Generationen nach dem Krieg, kann ihr offener Dialog und die gegenseitige Bereitschaft hierzu Brücken bauen, um endgültig die Gräben zu überwinden, die mit viel Aufwand zum Biotop von Ressentiments genutzt wurden und werden, wie die jüngsten Diskussionen um das Zentrum gegen Vertreibungen gezeigt haben.
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