Heinrich Hoffmeier, 14. November 1943

„Seitdem ich Euch den letzten Brief geschrieben habe, ist schon eine Weile vergangen. Vor allen Dingen hat sich schon wieder viel bei uns geändert. Wir sind seitdem erst auf Autos, dann auf den Zug und dann wieder auf Autos verladen worden; wir wussten selbst nicht mehr, wo wir waren. Bis auf einen guten Morgen, an dem wir zum Angriff gingen. So geht es nun schon Tag für Tag. Viele, viele haben schon dabei ihr Leben verloren und die anderen sind Krüppel.

Wir treiben einen Keil vor und wollen den Russen einkesseln, ich bin dabei. Wir bekommen von drei Seiten Feuer. Hoffentlich glückt es dem Russen nicht, dass die uns abschneiden, und wir sind eingekesselt.
Man lebt hier wie ein Wilder im Erdloch, dass wissen meine Frau und Kinder gar nicht. Wie es denen wohl geht? Bei diesem Hin und her haben wir schon seit Wochen keine Post mehr bekommen.
Ich will Euch kurz mitteilen, in welcher Gegend wir jetzt sind. Wir liegen ein paar km südwestlich von Newel, in der Nähe von Welikije Luki. Die Stadt Newel hat der Russe inne.

Kommt von hier Post an? Könnt Ihr mir nicht ein wenig Schreibpapier schicken? Ich habe noch einen Briefbogen und ein paar Postkarten.
Hoffentlich geht es Euch allen noch recht gut. Bislang geht es mir auch noch ganz gut. Die Granaten schlagen rechts und links ein, so dass die Erde bebt. Trotzdem wollen wir nicht weich werden, so lange sie einen nicht treffen, tut es einem nicht weh. Wo ich geh` und steh` klammern sich die Jungs an mich, als wenn ich ihr Leben schützen könnte.
Inzwischen ist es hier Winter geworden, den ersten Schnee haben wir vor einigen Tagen bekommen. Hoffentlich könnt ihr auch lesen, was ich schreibe, da ich etwas aufgeregt bin.
Bleibt alle gesund und munter. Ihr braucht Sophie nichts davon erzählen, ich habe Euch das nur mitgeteilt, damit Ihr es wisst.“

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